Die Initiative um den Tod an Oury Jalloh scheint nicht weiterzukommen, auch im elften Jahr nicht. 11 Jahre, damals verbrannt aufgefunden, und weniger beachtet. Aber wann ist es genug Beachtung? Es ist nie genug, kann nie genug sein, solange Menschen töten dürfen, oder besser: morden. Solange Menschen in Polizeizellen verbrennen, und solange auch nach elf Jahren und einem internationalen Gutachten nichts geschieht, solange ist dies kein Rechtstaat, wie mir im Sozialkundeunterricht eingebläut wurde. Oury Jallohs Tod wird eine Mahnung sein an alle Kinder, die in der Schule die Pistole ihres Freundes und Helfers bewundern. Ich kannte Oury Jalloh nicht, er starb lange bevor ich nach Sachsen-Anhalt zog. 250 Menschen auf der Kundgebung zum Jahrestag, die immer noch nicht aufgegeben hatten. Ich kann es nicht, kann das nicht. Berichten darüber, wie immer wieder die Absätze der Gutachten mich wütend machten. Oury Jalloh war tot, seit elf Jahren. Ermordet, das ist seit mindestens drei Jahren unweigerlich klar. Dennoch verweigert sich Freund und Helfer, Gesetzgeber und Justiz, um in ihrer Gewaltenteilung ein Urteil zu fällen, zu rechtfertigen, und auszuführen: Es wird keine Gerechtigkeit geben. Gleichzeitig Menschen, die gegen den Hinkelstein stemmen, der zu übermächtig scheint. Die nicht aufgeben, nicht aufgeben können. Zu dringend, zu wichtig ist ihr Anliegen. Weil Worte Zeichen sind und Zeichen Hoffnung, und Sprache Wirklichkeit schaffen kann: Sie werden nicht aufgeben, und es wird ihnen gelingen. Zu spät wird Oury Jalloh Gerechtigkeit erfahren, zu spät wird er einfach nur als Mensch beruht werden können, zu spät. Aber dennoch. Gewalt wird nicht ungesühnt bleiben, bis nicht der letzte Krümel Ungerechtigkeit aus den U-Bahnstationen und unter Parklaternen gefegt ist.
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