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an eine unbekannte schwester


wir haben uns nur kurz gesehen

ich bin ausgestiegen

und du ein

und dann nochmal

als ich mich umdrehte

und du hinter der scheibe standest

und die überraschung

vom ersten mal

einem lächeln

gewichen war.


die straßenbahn fährt weiter

und du bist da drin

dein lächeln

bleibt an der scheibe zurück

wie kaffeesatz.

wenn du es kannst denke ich

kann ich’s auch versuchen


ich weiß nicht deinen namen,

nicht dein ziel, weiß nicht

ob du die nacht magst

und ob dir alles zuviel

wird

weiß nur, dass wir schwestern sind

und ganz viel teilen

und dass es scheiße ist

dass ich dich kenne nur weil dich die leute

auch anders anschauen.


kenne die augen, mit denen man dich begafft

anredet, wegschaut, übersieht,

und die schatten, die bleiben,

wenn man dir hinterherläuft.

kenne die straßen, die du gehst,

wenn es dunkel ist,

und die ecken, an denen du dich umdrehst.

kenne dich, wenn du alleine bist

weil keiner es versteht

und sich alle nur für deinen penis interessieren.

ich kenne deine eltern

und kenne deinen freund.


und die traurigkeit, der schmerz,

den ich nicht teilen kann,

trägst auch du

ich habe dich gesehen

und weiß jetzt, dass du bist

und habe mich gesehen.


auch wenn mein schmerz kein ende hat

und ich nichts sehen kann

weiß ich, dass du es schaffst


und dann kann ich’s vielleicht versuchen


wenn

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