Der ältere Freund war wieder weg, zum Abschied noch ehrliche Worte über die Freundschaft, dass sie sich entfernt hatten, natürlich, schließlich waren sie vor fünf Jahren aktiv gewesen. Dennoch erlebte sie den Austausch nicht als reine Formalität, die sich erledigte, wann sie auch in diesem Teil des Landes weilte. Es war schön zu sehen, wo sich der ältere Freund gerade befand, was gerade wichtig war. Sie sprachen einmal alle Themenbereiche durch, Zukunft, essen, dabei Lehrende von damals, Reiseerlebnisse, Politik, Arbeit, Familie, Beziehungen, Gott. Gott war heute kurz gekommen, dafür die Familie zuletzt. Sie hatte es genossen, mit einem alten Weggefährten übers Stolpern und Fortschreiten zu sprechen, einem fremden, doch einst bekannten Leben zuzuhören. Und immer wieder: Dort könnte auch sie sein. Aber sie lebte in einem anderen Teil des Landes, mit anderen Normen und Gegebenheiten, hatte anderes erfahren in den letzten Jahren, stand anders zur Familie. Es war schon gut so, wie es war. Diese Freundschaft bestand, ohne Zweifel, aber ruhte die meiste Zeit, um dann auf ein Bier oder Tee (am Morgen) wieder aufzubrechen, zum Austausch und Abgleich. Sie waren beide zufrieden damit, und akzeptierten, dass sie einander nicht mehr bedeuteten, auch wenn sie einst beste Befreundete gewesen waren. Sie wollte nicht mehr, konnte nicht mehr, ein Befreundeter war kein Freund, und auch keine Freundin. Es ging nicht, über Jahrzehnte gewachsene und in ihrer Sprache verankerte Wörter konnte sie nicht einfach ersetzen. Was tun?, sprach Zeus.
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