fahrscheine

Sie entschuldigte sich für ihren Ausdruck, der zugunsten eines Wiederauflebens längst eingelagerter Formen in Bezug auf Grammatik Kompromisse einging. Es war nicht ihre Schuld, sondern Hesses, dessen Lektüre sie sich gestern kurz hingab, ohne die Auswirkungen dessen zu bedenken oder auch nur zu erahnen. Das Zugpersonal kündigte sich mit einem diefahrscheinebitte (Betonung vorne, auf dem langgezogenen i, um dann den Rest dessen, was ursprünglich ein Satz war, hinterherfallen zu lassen) an, das klingen ließ, welches Bundesland sie gerade verließen, die Schreibende öffnete die entsprechende Datei. Sie geriet immer in solche Panik, wenn der Willkür des Zugpersonals ausgesetzt. Diesmal auch berechtigterweise: das Zugpersonal wies sie darauf hin, künftig davon abzulassen, Fahrscheine unausgedruckt („Aha, wieder so ein Fauler, der nicht ausdrucken kann.“) auf dem Bildschirm vorzuzeigen, das verstieße gegen die AGB („Habt ihr wohl noch nie gelesen, wie?“), sie irritierend in der dritten Person Plural ansprechend. Sie war schon überrascht gewesen, nicht geduzt zu werden – aber als mehrere Identitäten angesprochen zu werden, so viel Progressivität hatte sie kurz vor 6 nicht erwartet. Sie wird also mal wieder gründlich daran zu knabbern haben, mit ihren eigenen Vorurteilen konfrontiert zu werden. Und nicht nur denen, des Zugpersonals, sie unvermittelt mit generischem Maskulinum einzuschließen, noch dazu im kapitalistischen Wertesystem beleidigend, wenngleich sie selbst zugeschriebene Faulheit auch als Kompliment aufgefasst hätte, wäre der Tonfall nur ein wenig niedlicher gewesen.