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#jahrgang1996

wir nannten hashtags rauten

und die zeichen in den email-adressen unserer älteren geschwister mit den unseriösen namen

die wir nie schafften, richtig nachzuzeichnen, klammeraffe

wir brachten die hausarbeiten für computer-erziehung auf diskette in den unterricht

cool und krass waren verbotene wörter, die wir uns in den schulhofpausen zubrüllten

wenn man glück hatte, kam aus dem kaugummi-automat ein ring

oder fand man in der telefonzelle noch eine münze

und im sommer verkaufte einer buntes gefrorenes zuckerwasser in dünnen plastiktüten

wir hörten musik nur im schulbus-radio

oder wenn wir krank waren aus dem walkman

denn beim kassetten-rekorder musste man aufstehen, um das band umzudrehen

wir verbrachten stunden damit

verloren geglaubten bandsalat mit einem bleistift zurückzuspulen

und hatten immer angst, auf den falschen knopf zu kommen

wenn tokio hotel lief schwiegen alle und passten auf

dass niemand mitbekam, dass man die texte im kopf mitsang

in kunst gab es richtig und falsch

und in mathematik glaubten unsere lehrer den mädchen nie ein wort

und verziehen den jungs jeden fehler

in sport hatten wir angst vor unseren übergriffigen lehrern

französisch-lehrerinnen waren urst gruselig

und religions-lehrerinnen trugen ihre unbarmherzige strenge mit stolz

wir hatten farblich vorgeschriebene umschläge für unsere schulhefte

und der erste schultag ging dafür drauf

rückseitig beschriftete streifen zurück in den hefter zu schieben

wir klebten den kaugummi aus der hubba-bubba-schlange eines glücklichen vom schulhof

unter unsere bettrahmen

um ihn auf dem weg zur schule weiterkauen zu können

pausenhöfe waren übersät mit längst zu stein gewordenen kaugummis

in jeder tasche klapperten tic-tacs

um arme und hals legten wir uns bänder aus zucker

und zogen alle zwei minuten mit den zähnen ein pez aus einem langen tier

wir schütteten sowieso ständig plastikverpackte süße irgendwas in uns hinein, die die zunge färbten

manchmal kreischten unsere mütter, weil sie die überreste einer vergessenen leckmuschel

nach dem waschen aus der maschine fischten

wir hatten unsere aufklärung aus der bravo

oder aus einem quelle-katalog, den jemand vom klo geborgt hatte

und wir sagten noch “borgen”

hörten tkkg-kassetten zum einschlafen

und bekamen riesige kästen voller filzstifte von unseren tanten geschenkt

hinter jedem auto grinste einen wahlweise wackel-dackel, klopapier-häkel-rolle, oder furby an

und unter jeder windschutzscheibe sonnten sich elvis oder die queen

wir schnitten uns löcher in die jeans

und bekamen dafür furchtbar ärger

auf klassenfahrt trugen wir hosen mit abtrennbaren beinen

und schirmmützen mit werbung gegen die sonne

wir haben unsere schuhe vollgemalt

und unsere tornister

wir fanden schweißbänder cool

auf einmal sahen alle jungs aus wie justin timberlake

und dann wie justin bieber

und dazwischen trugen sie die hosen in den kniekehlen

wir trafen uns in der pause an den tischtennisplatten

um unsere diddl-schätze auszubreiten

- wir alle wussten, ein blatt aus der sammlung der älteren geschwister konnte

einen ganzen block vom kindergeburtstag wert sein

egal ob die mark auf einmal nichts mehr wert war

und an windigen tagen hinter der turnhalle

wir haben sticker gesammelt und briefmarken und alle möglichen plastik-wesen

wir lasen eragon um die wette

michael ende

knister

otfried preußler

enid blyton

twilight

die wilden hühner

oder tintenherz

alles erschien in trilogien

und ärgerten uns, dass wir als wir alt genug waren für harry potter

nicht schnell genug lesen konnten um den letzten teil mit fieber zu erwarten

und unsere eltern zitierten auf einmal alle hape kerkeling

niemand wusste, wer bullerbü und ferien auf saltkrokan mehr liebte, wir oder die eltern

sowieso, alles, was wir wussten, wussten wir von willy, ralph und shary, und peter lustig

und später machte wikipedia unsere hausaufgaben

wir riefen nachmittags vom festnetz ihrer mütter

das festnetz unserer mütter an

um ihnen zu sagen, dass wir uns verspäteten

und wickelten dabei das kabel um unseren finger

und pressten den hörer an die wange, damit wir gleichzeitig hören und sprechen konnten

also abwechselnd

und waren zwanghaft damit beschäftigt, das ringeln wieder durchgehend zu machen

aber gewiss zum abendbrot zurück seien

und gaben den hörer den müttern zurück

und waren immer zum abendbrot daheim

mit unserem city-roller

manchmal riefen wir von zuhause an

denn wir hatten uns alle nummern gemerkt

und wenn niemand abnahm, machten wir eben was anderes

meistens riefen wir sowieso nie an, bevor wir vorbeischauten

wir starrten in scharen angestrengt auf den winzigen bildschirm des handys

das ein glücklicher, den wir alle um seine laissez-faire-erziehung beneideten, entwendet hatte

sprachen andächtig kein wort

bis ein streifen statt in einen punkt in den eigenen schwanz gekrochen war

wir schubsten uns gegenseitig in den see

denn niemand hatte ein handy in der tasche

und als wir älter waren schossen wir moorhühner ab

oder richteten unsere virtuellen häuser perfekt ein

sms schrieben wir ohne leerzeichen und in rätselhaften abkürzungen

auf pinken klapp-handys

außer uns hat niemand mitbekommen, dass es schüler-vz gab

und als wir alt genug wurden, um langeweile zu haben

wurde das smartphone erfunden

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