Sie hatte sie sich auch schon einen Schlusssatz überlegt. Nur war es ihr jetzt wieder entfallen, und sie hatte vergessen, wessen Ende er markieren hätte sollen. Ihr Notizbuch gab nur das Wörtchen „Lügen“ her, und sie schien es verfehlt zu haben, so zu notieren, dass ihr Gehirn den Rest der Arbeit durch Verknüpfungen lösen konnte. Tat es nicht, da verknüpfte sich nichts. Hinter ihr eine andere Schreibende, deren sanftes Tippen sie gewecht hatte, während sich grau der Morgen sich noch einmal aufschob. Auch der Himmel zeigte wenig Rührung und Regung über den in Aussicht stehenden Tag, doch war es schon hell genug, das Über- und Untereinanderschieben der Wolken im mäßigen Wind über den thüring- oder hessischen, jedenfalls schwunghaft gezogenen Linien. Solarfelder und Bundesstraßen, sparsam um diese Zeit nur bestückt, und ausnahmslos einzelne Fahrende befördernd, erfüllte die Schreibende mit der moralischen Überlegenheit den Zug genommen zu haben, bevor ihr Verstand noch Gelegenheit hatte auf die Finger zu klopfen, dass das Schreiben schmerzte. Traurig vergessene Heuballen am Feldrand, und ab und an kleine Industrien, in denen Wolken gemacht wurden. Hünfeld hieß der Bahnhof, den sie gerade vorschriftsgemäß so langsam durchfuhren, dass die Schreibende die Anzeigetafeln entziffern konnte. Die Warnung vor einem durchfahrenden Zug hatte wohl diesem gegolten. Dann könnten Reisende die weiße Linie wieder übertreten, was auch immer sie dahinter zu suchen hatten.
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