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konsequent gegen sexarbeitsfeindlichkeit: Stellungnahme zur Stellungnahme

Eigentlich hatten wir nicht so Bock auf Stellungnahmen hin und herschieben. Aber weil sich die Stellungnahme des Frauenpolitischen Runden Tischs ("Fraporuti") zur politischen Störung ihres Redebeitrags an die Feministische Streikgruppe Halle (FLEKS) richtet, wollen wir da was klarstellen: keine Ahnung, wieso ihr euch an FLEKS/Feministische Streikgruppe richtet, die haben nicht so viel damit zu tun.


Wir haben unseren Redebeitrag am Abend vor der Demo zum 8.3. abgesagt, weil wir uns nicht vorstellen konnten, in einer Reihe mit einem sexarbeitsfeindlichen Redebeitrag zu sprechen. Wir kannten den Redebeitrag in voller Länge - deshalb brauchten wir auf der Demo auch gar nicht zuhören. Hätten wir auch nicht gekonnt, weil uns das alles so wütend gemacht hat. Was uns bestärkt hat, war: dass das nicht nur uns wütend gemacht hat, sondern offensichtlich auch viele andere Feminist_innen, die den Redebeitrag durch Zwischenrufe, Pfiffe, sexarbeits-emanzipatorische Parolen, Ton-Abdrehen und andere widerständige Aktiönchen zu stören versuchten. Dat is ne Demo. Da is nix mit Schweigefuchs. "Sexarbeit ist Arbeit" ist kein verbaler Angriff. Hier nochmal, dass das klar ist: ihr wurdet nicht zensiert, ihr habt euren Redebeitrag gehalten und wenn ihr euch von oben genannten Aktiönchen "diskriminiert" fühlt, dann haben wir offensichtlich unterschiedliche Verständnisse von politischem Streit und von Diskriminierung. Eine Entschuldigung von der Orga zu fordern ist für diese Aktion völlig abwegig; die Orga hat mit den Störungen nichts zu tun.


Wir diskutieren gern mit euch. Aber wenn ihr auf einer Demo Sexarbeit stigmatisiert und pauschal Sexarbeiter_innen für ihren Job verurteilt, dann werden wir euch widersprechen, in Solidarität mit unseren Geschwistern, die mehr oder weniger freiwillig Sexarbeit machen, oder weil sie wegen Transfeindlichkeit keinen anderen Job kriegen. Und was ist schon Freiwilligkeit im Kapitalismus? Das Problem ist nicht Sexarbeit, das Problem sind die Zwänge, die den Arbeitsmarkt prägen, und die auch auf Sexarbeit wirken: Kapitalismus, Rassismus, Sexismus, Transfeindlichkeit. Diese Strukturen wollen wir kritisieren und angreifen, statt die Menschen, die Sexarbeit leisten. Da wird mit doppelten Standards gemessen und Menschen, die sowieso krass für ihren Job stigmatisiert werden, auch nochmal mehr beschämt. Was uns bei dieser Diskussion besonders ankotzt, ist, dass wir jetzt darüber streiten, wer das Schäufelchen zuerst hatte, statt über Menschenhandel, Zwangsarbeit, Ausschlüsse vom Arbeitsmarkt/Armut, Grenzregime und all die ökonomischen und sozialen Strukturen zu sprechen, die Menschen in gewaltvollen Arbeitsverhältnissen halten. Wieder werden krass marginalisierte Menschen instrumentalisiert für bestimmte feministische Positionen. Das konnten wir auf der Demo nicht so stehen lassen.


eure trantifa


Hier nochmal unser Statement, das wir statt unserem Redebeitrag auf der Demo verlesen haben:

"liebe feministische mitkämpfer_innen,

da sich nun sehr deutlich abzeichnet, dass ein sexarbeits-feindlicher redebeitrag nun doch auf der demo gehalten werden soll, werden wir unseren redebeitrag nicht halten können, in solidarität mit unseren trans geschwistern, die sexarbeit leisten, und allen sexarbeiter_innen. dieser redebeitrag reproduziert sexismus (zweigeschlechtersystem und rollenbilder von entmündigten flint-personen, macht trans sexarbeit unsichtbar) und rassismus (passive, zu selbstbestimmung unfähige osteuropäer_innen, die von weißen frauen gerettet werden sollen) und stigmatisiert sexarbeit als per se antifeministisch, statt die ökonomischen verhältnisse und machtverhältnisse zu kritisieren, die beispielsweise zu menschenhandel führen. er beschämt damit sexarbeiter_innen, statt ihre positionen zu hören und solidarisch mit ihnen zu kämpfen. hier geht es nicht um sexarbeit, hier geht es um macht. und um privilegien hüten. wir wollen keinen feminismus mit allen und wir wollen kein feministisches bündnis, das alle strömungen einbezieht. wir brauchen einen raum, in dem klar ist: klare kante gegen die positionen dieses zweite-welle-emma-feminismus, also gegen transfeindlichkeit, gegen sexarbeits-feindlichkeit, und gegen antimuslimischen rassismus. denn diese positionen sind keine meinungen, sondern menschenverachtung. ein raum, der sich feministisch nennt, und der dies toleriert, ist ein ausschließender, gewaltvoller raum, und kein raum, den wir teilen wollen."


und hier gibt's noch was zu lesen von leuten die mehr mit sexarbeit zu tun haben als ihr oder wir:


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