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wörterbuch: sex

Niemand hat mir gezeigt, wie das geht. Sex. Als nicht-binäre trans Person. Und deshalb habe ich viel zu lange auch nicht als so jemand Sex gehabt. Sondern als jemand anders. Als cis Typ, als cis Frau, als trans Frau. Oder es zumindest versucht. Ich wusste nicht, dass ich beim Sex merke, wie mich die andere Person sieht, was sie an mir anziehend findet. Und wie scheiße sich das anfühlen kann. Wenn ich nackt bin und sowieso erstmal mit meinem eigenen Körper klarkommen muss, meine Identität abgesprochen zu bekommen. Obwohl die Person vorher cool war.


Ich bin vorsichtig geworden. Klar weiß ich nie, ob ich ein Fetisch bin. Aber ich weiß, wie sich das anfühlt. Und wie ich dann aussteige. Ich weiß, was ich brauche, was sich gut anfühlt, und was nicht. Das wusste ich nicht schon immer. Noch gar nicht lange, eigentlich. Als ich das erste Mal etwas zu Sex mit einem Körper wie meinem gelesen habe, war ich 22. Und dann habe ich zum ersten Mal überlegt: wo werde ich eigentlich gerne berührt? Was fühlt sich gut an? Was nicht? Wo fühlt es sich manchmal gut an? Was macht mir ein dysphorisches Gefühl? Was fühlt sich für mein Geschlecht bestätigend an? Es ist okay, nicht immer zu verstehen, wenn der Körper merkwürdige Dinge macht. Mir hilft es zum Beispiel, Code-Wörter zu haben. Dann muss ich nicht darüber nachdenken, wie ich etwas formuliere. Meistens ein Wort für sofort anhalten und allein sein, ein Wort für Pause und was ändern, ein Wort für aufhören aber nah bleiben. Seit ich solche Wörter habe, entstehen auch viel weniger Situationen, in denen ich sie sagen muss. Mir hilft es, sich immer wieder anzuschauen und zu fragen, nicht nur bei Unsicherheiten. Denn das bedeutet Einvernehmen für mich auch: in Verbindung bleiben und ständig kommunizieren. Auch vorher. Und hinterher.


Für mich war Sex immer verbunden mit Respektlosigkeit, mit Übergriffigkeit, mit Missachtung von Grenzen und Identitäten. Damit, Dinge zu tun, die ich nicht wollte, um zu sein, wer ich nicht konnte. Ich hätte nie gedacht, dass Sex sich auch manchmal leicht anfühlen kann, manchmal bestärkend und manchmal bestätigend in Bezug auf meine Geschlechtsidentität. Bestimmte Berührungen geben mir das Gefühl. Aber auch die Art und Weise. Wenn Menschen ganz behutsam sind, und sensibel für Trauma in meinem Körper. Wenn ich Raum habe, und wenn sich der Raum zwischen uns geborgen anfühlt, weil die andere Person sich unterstützend verhält.

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