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trans politisches wörterbuch

Für die meisten Menschen bin ich ein Wörterbuch. Ein emotionsloser Apparat, den sie bei Bedarf aus dem Regal ziehen können, etwas fragen, das sie auch hätten googeln können, und wieder zurückstellen, ohne sich um die Auswirkungen ihrer Fragerei zu kümmern. Dieses Bändchen ist mein Widerstand gegen diese transfeindliche Praxis, die verletzliche Position von marginalisierten Menschen für die eigene Wissensbereicherung und Aufklärung auszunutzen und rücksichts- und kostenlos unsere Arbeit für ihren Reflektions- und Lernprozess in Anspruch zu nehmen. Es ist ein Wörterbuch, das ich allen in die Hand drücken kann, die blöde Fragen stellen. Auch wenn es die allermeisten Fragen nicht beantwortet. Weil sie mich nicht interessieren. Wenn cis Leute mich fragen, was nicht-binär eigentlich bedeutet, wie man jetzt zu Operationen sagt, oder mal wieder trans mit lesbischen oder schwulen Erfahrungen verwechseln, dann schicke ich ihnen einen Link auf die Google-Suche mit ihrer Frage. Wir müssen Ignoranz nicht immer in Watte packen. Konfrontation mit der eigenen Tranfeindlichkeit ist schmerzhaft. Deshalb fängt dieses Wörterbuch nicht mit Definitionen an. Sondern da, wo es sollte, wenn wir uns nicht erklären müssten, weil uns die Existenz nicht mehr abgesprochen wird: Mittendrin in unseren Existenzen.


In erster Linie ist es aber ein Wörterbuch für unsere Ermächtigung und Befähigung. Es ist eine Raumnahme auf dem Publikations-Markt, ein Existenzbeweis, eine Ressource für Menschen auf der Suche, und ein großes »fuck you« in die Gesichter von Martin Sellner, Beatrix von Storch und Stefan Oster. Wir sind hier, wir schreiben, wir lesen, wir hören einander zu, wir übersprühen eure Plakate, wir überschreien eure Hass-Tiraden. Und vor allem aber: wir sorgen uns umeinander und bauen solidarische Gemeinschaften. Unsere Existenz ist Widerstand, und der Widerstand ist unsere Existenz.

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